Mehr Mut!

Michael Schaaf im Gespräch mit der Hochschulzeitschrift Spektrum

Michael Schaaf, Jahrgang 1963, ist geschäftsführender Gesellschafter der hc:VISION Technologie GmbH, einem mittelständischen IT-Unternehmen mit Fokus auf Lösungen für die gesetzliche Krankenversicherung. Seit über zehn Jahren ist das Unternehmen Industriepartner des dualen Studiengangs Gesundheitsökonomie im Praxisverbund. SPEKTRUM sprach mit Geschäftsführer Michael Schaaf über die Zusammenarbeit mit dem GiP Studiengang, die besonderen Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems und die befruchtende Zusammenarbeit von beruflicher Praxis und akademischer Lehre.

SPEKTRUM: SEIT WANN IST IHR UNTERNEHMEN KOOPERATIONSPARTNER DES LUDWIGSHAFENER GIP-STUDIENGANGS UND WARUM?

Wir sind seit gut zehn Jahren Kooperationspartner des GiP-Studiengangs. Vermittelt wurde der Kontakt seinerzeit vom damaligen Vorstand eines unserer größten Kunden, Herrn Röminger von der pronova BKK. Die pronova BKK ist traditionell eng mit dem Standort Ludwigshafen verbunden, weil die BASF eines der Gründungsunternehmen ist. Über diesen Kontakt bin ich seinerzeit dann auch Lehrbeauftragter im Studiengang geworden.

WELCHES MODELL DER ZUSAMMENARBEIT BIETET IHR UNTERNEHMEN FÜR GIP-STUDIERENDE AN?

Wir sind als kleines, mittelständisch geprägtes IT-Unternehmen sicherlich zunächst nicht das klassische Ausbil dungsunternehmen für den Studiengang. Da der Schwerpunkt unserer Arbeit aber im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen liegt, bieten wir Studierenden immer gerne die Möglichkeit des Blicks über den Tellerrand. Sprich: Wir haben schon zahlreiche Praktikantinnen und Praktikanten bei uns begrüßen dürfen. Ich selbst hatte das große Vergnügen, zahlreiche Studierende bei ihren Abschlussarbeiten zu begleiten. Besonders spannend ist dabei der gegenseitige Transfer von der Fachlichkeit zur IT und umgekehrt.

IN WELCHEN POSITIONEN IHRES UNTERNEHMENS ARBEITEN GIP-STUDIERENDE ODER GIP-ABSOLVENT*INNEN?

Da wir selbst kein Ausbildungsbetrieb für Studierende der HWG LU sind, kann ich die Frage nicht „geradeaus“ beantworten. Die Praktikantinnen und Praktikanten, die zu uns gekommen sind, haben in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Die Spanne reicht von der Unterstützung in klassischen Kundenprojekten bis hin zur Arbeit als Referent/Referentin der Unternehmensleitung mit strategischen Aufgaben. Eine Studierende hat sich nach ihrem Praktikum entschieden, sich bei uns zu bewerben. Für uns ein echter Glücksfall, weil sich hier die Verbindung von Berufsausbildung und Studium als hervorragende Kombination zusammen mit der Einarbeitung im Unternehmen erwiesen hat. Die Kollegin ist zwischenzeitlich Senior Beraterin im Kunden- und Produktmanagement. Allerdings müssen wir ehrlicherweise feststellen, dass sich die Entfernung zwischen Ludwigshafen und Düsseldorf auch als Hemmnis für viele Absolventinnen und Absolventen erwiesen hat, die dann doch lieber in ihrer Heimatregion arbeiten wollen.

Andererseits: Wer Spaß an moderner IT im Gesundheitswesen – idealerweise im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung – hat und bereit ist, sich auf ein neues Umfeld einzulassen, dem bieten wir jede Menge vielfältiger Chancen. Bewerbungen sind daher für uns als wachsendes Unternehmen immer willkommen!

WAS FINDEN SIE AM DUALEN STUDIENGANG GESUNDHEITSÖKONOMIE BESONDERS GUT?

Ganz klar die Kombination aus sehr anspruchsvoller akademischer Lehre und umfassendem Praxisbezug. Das erweist sich in der Einarbeitung als unschlagbarer Vorteil, sowohl für die Studierenden als auch für die Unternehmen.

WAS SEHEN SIE ALS BESONDERE HERAUSFORDERUNG?

Ich bin seit knapp dreißig Jahren in unterschiedlichen Rollen und Funktionen im Gesundheitswesen tätig. Ein Satz hat mich in dieser Zeit regelmäßig begleitet, wie kein anderer: „Das Gesundheitswesen steht vor nie dagewesenen Veränderungen!“ Das hat vermutlich zu jeder Zeit gestimmt – allerdings nie so sehr wie jetzt. Der permanente Wandel ist meines Erachtens ein zentrales Element unseres Gesundheitswesens. Was allerdings vor uns liegt, das würde ich ohne Wenn und Aber als dramatisch bezeichnen. In aller Kürze: Corona hat die Schwächen unseres Systems sehr schmerzvoll offengelegt und war alles andere als ein Ruhmesblatt für unser Gesundheitswesen. Der in der Pandemie geprägte Begriff „Datastrophe“ beschreibt sehr treffend einen wichtigen Teil der Situation. Es gibt übrigens auch international kaum ein Land mit schlechterer Datenlage als Deutschland. Das Faxgerät ist zum Symbol des Pandemiemanagements in unserem Land geworden. Und lassen Sie mich ergänzen: Es hat sich in den letzten Jahren kaum etwas geändert. Wenn Sie sich – und das tue ich gerade sehr umfassend – mit dem Thema beschäftigen, dann stoßen Sie früher oder später auf die Frage: „Ist unser Gesundheitssystem mittlerweile strukturell unreformierbar – oder schlimmer – sogar systematisch unreformierbar gemacht worden?“. Schauen Sie exemplarisch auf den Datenschutz, der mehr und mehr zum Verhinderungsschutz wird…

Außerdem stehen wir offensichtlich vor einer sehr schweren Wirtschaftskrise, die auch die sozialen Sicherungssysteme stark treffen wird. Es führt also kein Weg vorbei an umfassenden Maßnahmen zur Modernisierung des Gesundheitswesens. Leider ist dieses Thema so komplex, dass der Platz hier nicht ausreicht, um alle Herausforderungen zu beschreiben. Lassen Sie mich daher so schließen: Die Hochschulen müssen eine zentrale Rolle dabei spielen, die bestehenden Schranken der Modernisierung des Gesundheitswesens zu beseitigen. Es wäre wichtig, sie an der Spitze der Veränderung zu finden!

WIE DARF MAN SICH DIE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN IHNEN UND DER HOCHSCHULE IM ALLTAG ODER AUCH BEI DER WEITERENTWICKLUNG DES STUDIENGANGS VORSTELLEN?

Ich glaube, dass wir als Industriepartner eine besondere Sicht auf die Dinge haben und damit eine Bereicherung für den akademischen Diskurs bringen können. Das gilt umgekehrt genauso. Auch wir brauchen laufend den Input aus der Wissenschaft, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus freuen wir uns immer über Bewerberinnen und Bewerber von der HWG LU.

WÜRDEN SIE DEM FACHBEREICH ODER DER HOCHSCHULLEITUNG IN BEZUG AUF DIE KÜNFTIGE ZUSAMMENARBEIT ODER DIE KÜNFTIGE AUSGESTALTUNG DES GIP-STUDIENGANGS GERNE ETWAS MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Der Studiengang hat sich immer erfolgreich darum bemüht, am Puls der Zeit zu sein. Das sollte unbedingt so bleiben. Gleichzeitig glaube ich, dass die aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen so groß sind, dass der Studiengang noch mehr Mut als in der Vergangenheit zeigen könnte, um auf die notwendigen Änderungen im Hinblick auf die Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens hinzuweisen. Die HWG LU sollte weiterhin bestrebt sein, ganz vorne dabei zu sein bei allen Themen rund um die Modernisierung des Gesundheitswesens. Die Voraussetzungen dafür sind meines Erachtens im GiP-Studiengang mit seinem exzellenten Team unbedingt gegeben.

Quelle: SPEKTRUM, Zeitschrift der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Ausgabe 11/22 (www.hwg-lu.de/spektrum)Interview: Elena Wassmann

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